Calls for Papers
Im Rahmen des Koordinationsverbundes KN:IX connect | Verbund für Islamismusprävention und Demokratieförderung laden wir Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Interessierte ein, ihre Expertise in zwei wegweisende Fachpublikationen einzubringen. Beide Werke widmen sich aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen im Bereich der Extremismusprävention: Diversity-Ansätze in der sekundären und tertiären Prävention im Phänomenbereich Islamismus beleuchtet die Bedeutung vielfältiger Präventionsstrategien, während Radikalisierung und Flucht – Herausforderungen und Perspektiven die komplexen Zusammenhänge zwischen Fluchtbiografien und Radikalisierungsprozessen differenziert analysiert.
Unser Ziel ist es, durch fundierte Beiträge ein tieferes Verständnis für diese vielschichtigen Themen zu entwickeln und wirksame Handlungsansätze für die Praxis zu identifizieren. Wir suchen nach theoretischen Grundlagen, Best-Practice-Beispielen und innovativen Perspektiven, die zu einer differenzierten Fachdebatte beitragen. Einreichungsfrist für Abstracts zu beiden Publikationen ist der 15.05.2025.
Einladung zur Mitwirkung an den Handbüchern:
Radikalisierung und Flucht – Herausforderungen und Perspektiven
INHALT UND AUSGANGSLAGE
Wir laden Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Interessierte ein, Beiträge für eine bevorstehende Publikation zum Thema „Radikalisierung, Flucht und Prävention“ einzureichen.
In den letzten Jahren hat die Thematik der Radikalisierung geflüchteter Personen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies hat nicht zuletzt zu einer Schieflage in der öffentlichen Debatte geführt, in der Geflüchtete mehr und mehr als potentielle Attentäter*innen markiert wurden. Diese Debatte hat insofern eine Schieflage, dass nur ein äußerst geringer Teil der geflüchteten Menschen sich radikalisiert. Parallel dazu fällt auf, dass bspw. Messerattentate in der Presse entweder gar nicht oder deutlich weniger umfangreich berichtet werden, wenn der*die Attentäter*in keinen Migrationshintergrund aufweist (siehe u.a. das Attentat in Mannheim).
Diese Publikation zielt darauf ab, verschiedene Aspekte und Perspektiven zu beleuchten, um ein besseres Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zwischen Flucht, Integration und einer möglichen Radikalisierung zu entwickeln.
Radikalisierung ist ein komplexer Prozess, der meist durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird, darunter soziale Isolation, Diskriminierung, Identitätskrisen und traumatische Erfahrungen. Bei geflüchteten Personen, die aus Krisengebieten stammen oder unter repressiven Regimen lebten, können diese Faktoren besonders ausgeprägt sein. Die Flucht selbst ist häufig mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden, die das Risiko einer Radikalisierung erhöhen können. In vielen Fällen erleben geflüchtete Menschen nicht nur physische Gewalt, sondern auch soziale Ausgrenzung und wirtschaftliche Unsicherheit in den Aufnahmeländern. Diese Umstände können dazu führen, dass sie sich extremistischen Ideologien zuwenden, die ihnen eine vermeintliche Zugehörigkeit und eine klare Identität bieten.
Jedoch ist eine Radikalisierung multikausal und damit unabhängig von einen Fluchthintergrund, denn Radikalisierungsprozesse sind ebenso bei Personen ohne Fluchthintergrund beobachtbar. Hier zeigt sich, dass in der medialen Debatte teils einseitige Schuldzuweisungen präsentiert werden. Daher sollen in diesen Call for Paper unterschiedliche Personengruppen je nach Thematik mit einbezogen werden (u.a. Intersektionalität von Fluchthintergrund, Gender, Alter), sodass je nach Thematik eines Beitrags der Fokus nicht nur auf einen Fluchthintergrund liegt. Denn unabhängig von spezifischen biografischen Hintergründen lässt sich feststellen, dass Personen, die sich mutmaßlich in einen Radikalisierungsprozess befinden, sich durch vielschichtige Herausforderungen unter Druck gesetzt fühlen. Dazu kann bspw. gehören, wenn sich Jugendliche in konflikthaften Situationen befinden und sich über ihre Peer-Group mehr Gemeinschaft, Orientierung und Lebenssinn wünschen. Extremistische Gruppen nutzen diese Vulnerabilität aus, indem sie einfache Lösungen für komplexe Probleme anbieten und ein Gefühl der Zugehörigkeit schaffen.
Daher ist es entscheidend, präventive Maßnahmen zu entwickeln, die sich auf die spezifischen Bedürfnisse von unterschiedlichen Personengruppen spezialisieren, wozu aus dem Spektrum aller Menschen in Deutschland auch geflüchtete Menschen gehören. So können optimale Rahmenbedingungen für Prävention und Deradikalisierung geschaffen werden. Dazu gehören u.a. Strategien, die eine soziale Integration von geflüchteten Menschen begleiten.
Programme, die auf Bildung, berufliche Qualifizierung und soziale Teilhabe abzielen, können dazu beitragen, das Gefühl der Isolation zu verringern und ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Der Zugang zu Sprachkursen, psychosozialer Unterstützung und interkulturellen Trainings kann geflüchteten Menschen helfen, sich in ihrer neuen Umgebung besser zurechtzufinden und ihre Identität positiv zu gestalten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle von Gemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Diese können als Brückenbauer*innen fungieren, indem sie den Dialog zwischen geflüchteten Personen und der Aufnahmegesellschaft fördern. Solche Initiativen können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen, mit denen geflüchtete Menschen konfrontiert sind. Durch die Schaffung von Räumen für interkulturellen Austausch und Zusammenarbeit können Gemeinschaften dazu beitragen, das Risiko von Radikalisierung zu verringern.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Radikalisierung (auch) von geflüchteten Personen ein ernstzunehmendes Problem darstellt, das jedoch durch gezielte Deradikalisierungs- und Integrationsmaßnahmen angegangen werden kann. Indem wir die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Gruppe anerkennen und entsprechende Unterstützungsangebote schaffen, können wir nicht nur das Risiko von Radikalisierung verringern, sondern auch die Chancen auf eine erfolgreiche Integration und ein gelungenes Zusammenleben in der Gesellschaft erhöhen.
THEMENBEREICHE:
Wir suchen Beiträge, die sich mit folgenden Aspekten befassen:
- Die Ursachen von Radikalisierung im Spektrum, einschließlich Personen mit und ohne Fluchthintergrund (u.a. die Datenlage zum Phänomenbereich)
- Psychosoziale Faktoren und deren Einfluss auf Prozesse der Radikalisierung und Deradikalisierung
- Die Rolle von sozialen Netzwerken und Gemeinschaften für Radikalisierung und Prävention
- Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Radikalisierung begünstigen oder verhindern sowie Prävention ermöglichen
- Best Practices und Fallstudien erfolgreicher Integrations- und Präventionsprojekte
- Interkulturelle Kommunikation und deren Bedeutung für die Prävention von Radikalisierung
- Die Rolle von Bildung und Aufklärung in der Integration geflüchteter Personen
- Die Förderung von Ressourcen und Resilienz als Präventionsmaßnahme
Diversity-Ansätze in der sekundären und tertiären Prävention im Phänomenbereich Islamismus
INHALT UND AUSGANGSLAGE
Wir laden Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Interessierte ein, Beiträge für eine bevorstehende Publikation zum Thema „Diversity-Ansätze in der Sekundär- und Tertiärprävention im Phänomenbereich Islamismus“ einzureichen. In einer zunehmend diversifizierten Gesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, wie Präventionsstrategien gestaltet werden, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Hintergründen von Individuen gerecht zu werden.
Diversity-Ansätze in der Sekundär- und Tertiärprävention sind entscheidend, um den komplexen Herausforderungen in der Prävention von Radikalisierung und Extremismus, insbesondere im Kontext des Islamismus, gerecht zu werden. Diversity ist mehr als nur ein Ansatz, sondern zeichnet sich durch ein besonderes Verständnis von bzw. über Gesellschaft, Gruppen und Individuen aus. Zu den Diversity Dimensionen gehören: Alter, Geschlecht und Gender sowie geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft, ethnische oder kulturelle Herkunft / Nationalität, Religion / Weltanschauung, psychische und physische Gesundheit. Es zeigt die Vielfalt von Menschen und Gruppen und geht einher mit deren Anerkennung. Zeitgleich transportieren diese Dimensionen/Merkmale Stereotype und Vorurteile, da sie angebliche Normvorstellungen aufnehmen, Menschen in Kategorien einstufen und bei Nicht-Erfüllen dieser Normvorstellung meist mit einer Abwertung reagiert wird. Für die Präventionsarbeit sind die Diversity-Ansätze von besonderer Bedeutung. Das Erfahren und Erleben von Vielfalt und das Ausleben von unterschiedlichen Rollenbildern kann präventiv auf eventuelle Hinwendungsgründe wirken. Zudem kann eine Nicht-Anerkennung zu Diskriminierung führen und damit ein Radikalisierungsfaktor sein.
Diese Ansätze tragen dazu bei, nicht nur die komplexen und vielschichtigen Ursachen von Radikalisierung besser zu verstehen, sondern auch die Chancen auf Deradikalisierung und Distanzierung von extremistischen Ideologien zu erhöhen.
Die Bedeutung der Diversity-Ansätze zeigt sich u.a. in den folgenden Motiven:
- Berücksichtigung individueller Hintergründe: Menschen, die anfällig für extremistische Ideologien sind, kommen aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Kontexten. Diversity-Ansätze ermöglichen es, diese individuellen Unterschiede zu erkennen und maßgeschneiderte Präventionsstrategien zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Erfahrungen der Betroffenen eingehen (u.a. systemischer Ansatz)
- Förderung von Inklusion: Durch die Einbeziehung verschiedener Perspektiven und Stimmen aus der Gemeinschaft wird ein Gefühl der Zugehörigkeit gefördert. Dies kann dazu beitragen, das Gefühl der Isolation zu verringern, dass oft ein Nährboden für Radikalisierung ist. Wenn Menschen sich wertgeschätzt und gehört fühlen, sind sie weniger anfällig für extremistische Ideologien (bspw. Ansatz der sozialen Inklusion).
- Abbau von Vorurteilen: Diversity-Ansätze helfen, Vorurteile und Stereotypen abzubauen, die häufig zu Misstrauen und Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen führen. Ein besseres Verständnis und Respekt für u.a. kulturelle Heterogenität und vor allem Inter- und Transkulturalität können dazu beitragen, Konflikte zu minimieren und den sozialen Zusammenhalt zu stärken (bspw. Anti-Bias-Ansatz).
- Stärkung der Resilienz: Indem Gemeinschaften in die Präventionsarbeit einbezogen werden, können sie ihre eigene Resilienz gegenüber extremistischen Ideologien stärken. Diversity-Ansätze fördern den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gruppen, was zu einer stärkeren Gemeinschaft führt, die gemeinsam gegen Radikalisierung ankämpfen kann (bspw. Methode des Empowerments).
- Interkulturelle Kompetenz: Die Schulung von Fachkräften in interkultureller Kompetenz ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Wenn Präventionskräfte kulturelle sowie soziale Dynamiken verstehen, können sie effektiver mit gefährdeten Individuen und Gemeinschaften kommunizieren und arbeiten (bspw. Anti-Bias-Ansatz, rassismuskritisches Arbeiten).
Insgesamt sind Diversity-Ansätze in der Islamismusprävention nicht nur eine ethische Notwendigkeit, sondern auch ein strategischer Vorteil, um nachhaltige und effektive Lösungen gegen Radikalisierung zu entwickeln. Sie tragen dazu bei, eine inklusive Gesellschaft zu fördern, die Vielfalt als Stärke begreift und somit den Nährboden für Extremismus verringert.
THEMENBEREICHE:
Wir suchen insbesondere Beiträge, die sich mir folgenden Aspekten befassen:
- Theoretische Grundlagen und Konzepte von Diversity in der sekundären und tertiären Prävention
- Best Practices und Fallstudien erfolgreicher Diversity-Ansätze in der Sekundär- und Tertiärprävention im Phänomenbereich Islamismus
- Gender als Diversity Dimension in der Radikalisierung und Prävention sowie weitere Dimensionsbereich in dem Themenfeld
- Online-Radikalisierung und Chancen auf Deradikalisierung und Prävention
- Radikalisierung und Prävention im Bereich Kinder- und Jugendhilfe
- Herausforderungen und Barrieren bei der Implementierung von Diversity-Strategien
- Phänomenübergreifende Perspektiven (Islamismus, Rechtsextremismus, Verschwörungs-mythen, u.a.)
- Die Rolle von Gemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Prävention
- Interkulturelle Kommunikation und Sensibilisierung in der Präventionsarbeit
- Besondere Perspektiven auf Geschlechtsidentität, Social Media, und viele mehr
- Evaluation und Messung der Wirksamkeit von Diversity-Ansätzen
Wir freuen uns zusätzlich über Beiträge mit ergänzenden Themen.
EINREICHUNGSRICHTLINIEN:
Bitte reichen Sie ihren Beitrag per Mail an knix-connect@ifak-bochum.de ein. Wir werden uns bei Ihnen melden und ausgewählte Beiträge zur vollständigen Einreichung einladen.
Gerne können Sie einen Abstract mit maximal 300 Wörtern einreichen, indem Sie die Grundstruktur ihres Beitrags skizzieren. Für wissenschaftliche Beiträge wünschen wir uns Informationen zur Forschungsfrage, Methodik und Ergebnissen. Bei praxisorientierten Beiträgen würden wir uns Informationen über die Ziele des Projektes, die konkreten Maßnahmen sowie die beobachteten Ergebnisse (und Nebenwirkungen) wünschen.
UMFANG DER BEITRÄGE UND WICHTIGE TERMINE
Die Beiträge sollen bis spätestens 05. September 2025 eingehen. Sie werden anschließend redaktionell bearbeitet. Die Veröffentlichung erfolgt als Druck- und Online-Ausgabe. Die Gastbeiträge sollen einen Umfang von 25.000 bis 30.000 Zeichen haben (inkl. kurzes Abstract, Leerzeichen und Literaturverzeichnis). Es werden in Summe ca. 20 Beiträge gesucht.
- Einreichungsfrist per Mail für die Vorschläge (mit Abstract): 15.05.2025
- Frist für die Einreichung vollständiger Beiträge: 05.09.2025
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und darauf, gemeinsam neue Perspektiven und Ansätze im Bereich der Prävention zu entwickeln. Bei Fragen oder für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!